Siegener Synagoge
1904 - 1938
Lange Zeit gab es im Siegerland kaum Juden. Die ersten Nachrichten über Juden stammen aus den Jahren 1253 und 1278. Es fand allerdings keine jüdische Besiedlung statt. Ein Grund dafür waren die Privilegien der Siegener Kaufleute die eine Niederlassung oder Geschäftsgründung jüdischer Kaufleute verbot. Es war sogar per Gesetz des Fürsten von Nassau-Siegen Juden verboten Juden zu dulden und beherbergen.
Ende des 18. Jahrhunderts ließ sich die erste jüdische Familie in Burgholdinghausen nieder was allerdings nur möglich war weil der Ort nicht zu nassauischem Land gehörte. Erst während der französischen Besatzung von 1806 - 1813 kamen die ersten jüdischen Händler nach Siegen. 1845 erhielt die erste jüdische Familie die Bürgerrechte der Stadt Siegen. Die Familie Rosenberg hatte seit ihrer Ansiedlung in Siegen mit Anfeindungen aus der Bevölkerung zu kämpfen. Die Folge war, dass die 7 Kinder nach Attendorn bzw. Amerika auswanderten. Nachdem Isaac Rosenberg 1856 gestorben war verließ auch seine Frau die Stadt und für einige Jahre gab es keine Juden mehr in Siegen.
Im Jahr 1880 tauchen plötzlich wieder 111 Juden in der Statistik auf. Der sprunghafte Bevölkerungsanstieg durfte wohl darauf zurück zu führen sein, dass das Siegerland seit 1861 per Eisenbahn mit dem Ruhrgebiet verbunden war. Die erste Synagogengemeinde wurde am 24. März 1884 gegründet. Einen jüdischen Begräbnissplatz gab es bereits 1871 oberhalb des christlichen Friedhofs auf dem Lindenberg. Hier fand die letzte Beerdigung am 20.12.1921 statt. Bereits seit 1912 besaß die jüdische Gemeinde einen neuen Friedhof in der Hermelsbach, der noch heute geöffnet ist.
Die erste Synagoge war ein gemieteter Raum in der damaligen Lindenstraße. Hier traf sich die jüdische Gemeinde von 1870 bis 1873. 1873 zog die Gemeinde in einen Raum des Hintergebäudes der Herren Montanus und Drey. 1889 verlegte die jüdische Gemeinde ihren Betsaal in das Haus der Firma Johann Philip Schuss in der Hinterstraße. Hier verblieb der Betsaal bis zur Einweihung der Synagoge.
Am 25. März 1891 erwarb Gottfried Brast, für 8000 Mark, den Bauplatz für die Synagoge. Im Herbst 1903 wurde das Richtfest gefeiert. Am 22. Juli 1904 gegen 18 Uhr erfolgte die feierlicher Eröffnung der Synagoge.
Da es in der Synagoge keine Heizung gab, schlug sich dies in mäßigem Besuch der Gottesdienste wieder. Aus diesem Grund beschloss der Vorstand der Gemeinde am 6. Januar 1929 die Anschaffung von zwei Rundöfen.
Mit der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1930 begann auch das Ende der jüdischen Gemeinde in Siegen. Am 1. April 1933 rief die NSDAP zum Boykott aller jüdischen Geschäfte auf. Dies wurde tags zuvor sogar auf der Titelseite der Siegener Zeitung veröffentlicht.
Zur Durchsetzung der Anordnung wurden vor allen jüdischen Geschäften SA-Männer postiert. Die Kaufleute unterliefen den Boykott allerdings indem sie ihre Geschäfte geschlossen hielten.
Zwischen 1933 und 1938 zwangen die Nazis die Juden ihre Geschäft zu verkaufen. Diese erhielten nicht den Realwert und das Geld wurde auch nicht ausgezahlt sondern kam auf ein Sperrkonto von dem monatlich nur geringe Summen abgehoben werden konnten.
Ein weiterer Höhepunkt der Verfolgung, die Zerstörung der Synagogen, sollte aber noch folgen.
Am 7. November 1938 schießt der 17-jährige polnische Jude Herschel Grynszpan auf den deutschen Botschaftssekretär Ernst von Rath der Pariser Botschaft. Von den Nazis wurde dies nicht als Tat eines Einzelnen ausgelegt sondern man machte das ganze jüdische Volk dafür verantwortlich. Die Berichterstattung der deutschen Presse führte dazu, dass bereits am 7. und 8. November jüdische Geschäfte und Einrichtungen geplündert und zerstört wurden. Die Parteispitze der NSDAP beschloss, dass die Partei zwar nach außen hin nicht als Urheber der Demonstrationen erscheinen durfte, aber diese im Hintergrund organisierte.
In Siegen begannen die Aktionen gegen die Juden bereits am Vormittag des 9. November. Alle jüdischen Männer wurden im Rathaus inhaftiert. Dass die Siegener Synagoge erst am Mittag des 10. November abgebrannt wurde lag daran, dass der SS-Hauptsturmführer Heinrich Lumpe, der erst wenige Wochen zuvor die Leitung in Siegen übernommen hatte, nichts von der Synagoge wusste. Die zum Brand gerufene Feuerwehr beschränkte sich lediglich darauf die umliegenden Gebäude, besonders das Stadtkrankenhaus, vor dem Übergreifen der Flammen zu schützen. Die Überreste der Synagoge wurden 1939 abgerissen und 1941 entstand an gleicher Stelle ein Bunker der 471 Personen Platz bot. Heute befindet sich im Bunker das Aktive Museum Südwestfalen.

10 Jahre nach der Tat am 21. und 22. Oktober 1948 kam es am Siegener Schwurgericht am Unteren Schloss zum Prozess gegen 5 ehemalige SS und einen SA Mann die an der Tat beteiligt waren. Der ehemalige SS-Hauptsturmführer wurde zu einem Jahr und zwei Monaten Haft, unter Anrechnung der 2 Monate Untersuchungshaft verurteilt. Ein weiterer SS-Mann und der SA-Mann wurden zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Was mit den drei übrigen SS-Männern passiert ist mir leider nicht bekannt.

Jüdische Friedhöfe im Siegerland
  © Siegerland Online
  alle Angaben ohne Gewähr!
  Quelle: Die Siegener Synagoge, 2. Auflage 1996, Verlag der Gesellschaft für Christlich-Jüdisch Zusammenarbeit e.V. ISSN 0179-6879 .